Jürgen Tetzlaff / ANXIETY / 2021
SEID DER ROSAROTE PANTHER!
Jürgen Tetzlaff verfügt über eine Eigenart, durch die er über das Fantastische hinweg zu einer völlig eigenständigen Formensprache gelangt, aus deren Knospen er Blüten eigentümlicher
Erzählungen zieht. Er bemächtigt sich dabei Bereichen beseelter Besessenheit. Seine Zeichnungen sind Ballungszentren der anderen Dinge und Mischwesen, und eine deutliche Absage an
festgefahrene Vorstellungen von Realität. Vielmehr zelebrieren sie die stimulierende Wirkung der Imagination auf unsere Lebenswirklichkeit.
Vor allem in der Malerei konfrontiert er die Betrachtenden zudem mit einem geradezu tollkühnen Kolorismus. Die Schraffuren, Flächen- und Linienverschlingungen, Flecken und Farbschlieren, die er
zu Papier oder auf die Leinwand bringt, sind meistens hemmungslos bunt. Durch Verwischung und wiederholte Überlagerung unterschiedlicher Töne erzielt er optische Farbmischungen, die eine
wahrhaftige Sensation im Auge verursachen. Das sind die Momente, in denen jegliches Narrativ aus seinen Bildern verschwindet.
Doch seine Szenerien und die aus ihrer Betrachtung resultierenden Erkenntnisse sind ohnehin weitschweifig und mysteriös. Bei den meisten seiner Zeichnungen steht eine gegenständliche Deutung
außer Frage, aber verlässliche Schilderungen ausgemachter Umstände sind sie nicht - und wollen es auch nicht sein. Vielmehr vereinen sie Strömung und Gegenströmung unterschiedlich interpretierter
Bilder. Äußere Einflüsse nutzt er für seine zeichnerischen und malerischen Experimente, ohne sich von ihnen beherrschen zu lassen und gelangt so zu einer zutiefst persönlichen
Bildsprache.
Er bemächtigt sich der Dimensionen, über die er verfügt, mittels des Phantasma und offenbart sich in subjektiven Kosmologien, die vermögen, uns ins Gedächtnis zu rufen, dass wir die Welt
sind.
Christian Aberle, 2011/2021
Annette Wesseling / A FEW STEPS FROM HERE / 2021
Um einen Zugang zu Bild-Entstehungsprozessen neben bestehenden Auffassungen über Malerei und Fotografie zu erhalten, erstelle ich Konstellationen in welchen verschiedene Medien mit natürlichen Umwelteinflüssen unter nachhaltigen Gesichtspunkten zusammenwirken, bis mit der Zeit ein verborgenes ästhetisches Potential sichtbar wird. Fragen nach Grenzen und Möglichkeiten des Spektrums tauchen beispielsweise auf, wenn farbige Baumwolltücher dem Sonnenlicht und der Witterung ausgesetzt werden, wie in den Arbeiten meiner Serien UV-Graphic und Meteo-Graphic. Natur und Umwelteinflüsse haben einen Stellenwert in meiner künstlerischen Praxis, sie werden zu Ko-Autoren und übernehmen gestalterische Funktion. Auf diese Weise möchte ich neue Erfahrungsebenen für Temporäres erschließen und wahrnehmbar machen. Farbverläufe, ephemere Erscheinungen sowie konkrete Formen und Strukturen werden erst im jeweiligen Setting unter freiem Himmel, im Laufe der Zeit, sichtbar und lassen sich ausschnittweise “aufzeichnen“. Somit entwickeln sich originäre (Ab-)Bilder aus dem Verstreichen und Manifestieren von Zeit.
Annette Wesseling
Daniela Risch / Thomas Buts / DUET / 2021
Für DUET arbeiten Daniela Risch und Thomas Buts erstmals gemeinsam an ihren Experimenten mit unterschiedlichen Bildträgern, bei denen sie Konturen und Formen zwischen Geometrie und nicht-konturierten Manifestationen oszillieren lassen.
Susanne Stähli / b l ü h e n / f l o w e r i n g / 2021
Susanne Stähli zeigt Arbeiten auf Papier.
Die mit farbiger Tusche gemalten Blätter sind Teil einer aktuellen Serie, die sich mit dem Zusammenhang zwischen der Wirkung einer Farbe und den Gesetzmäßigkeiten und Qualitäten des Flüssigen beschäftigt.
Die lose Installation der zart farbigen Blätter verbindet die besondere Atmosphäre des kleinen Raumes mit dem Blick in den blühenden Garten.
Tim Cierpiszewski / The right side doesnt exist / 2021
Tim Cierpiszewski künstlerisches Interesse ist auf die Kunst umgebende Architektur gerichtet. Diese fungiert einerseits als Ausgangspunkt für displaybezogene Arbeiten und verweist so nicht nur
auf den architektonischen Kontext, sondern bezieht diesen sozusagen aktiv in den künstlerischen Prozess mit ein. Indem Cierpiszewski Unregelmäßigkeiten und Störelemente mit in die Arbeit
aufnimmt, arbeitet er sich andererseits regelrecht von den vorgefundenen Spezifika der Ausstellungsräume weg und schafft über Differenzen zu diesen einen erweiterten architektonischen Zugang, ein
materielles Weiterdenken des Ausstellungsdisplays.
Seit einiger Zeit ergänzt der Künstler seine eigentliche raum- und architekturbezogene Arbeitsweise durch das Involvieren anderer Räume beziehungsweise weiterer Raumbegriffe. So berücksichtigt er
beispielsweise unser kollektives gesellschaftliches (Bild-) Bewusstsein, den virtuellen Raum des Internets und nutzt unterschiedlichste Bilddownloads als Basis zu diversen Bildsamplings und
Remixen, um diese wiederum mit der spezifischen Ausstellungsarchitektur zu verquicken. Es entstehen komplexe Verschränkungen zwischen Gebäudeform und -inhalt, dem omnipräsenten Internet und
Wandgestaltungen, die in überraschenden installativen Zusammenhängen präsentiert werden.